Was wir wollen
Die internationale sozialistische linke (isl) steht in der Tradition eines undogmatischen, offenen Marxismus. Dieser ist kein Glaubensbekenntnis, sondern eine revolutionäre Theorie, die selbst beständig kritisch überprüft werden muss. Wir beziehen uns auf die internationale Arbeiterbewegung und andere Bewegungen, die sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung wenden. Wir sind ein Teil dieser Bewegungen.
Wir kämpfen für eine klassenlose, von Ausbeutung und Unterdrückung freie Gesellschaft. Sie kann nur als weltweites Projekt einer Gesellschaft auf der Grundlage umfassender Selbsttätigkeit und Selbstorganisation von unten verwirklicht werden. Die sozialistische Demokratie von morgen kann nicht durch die Stellvertreterpolitik von angeblichen Menschheitsbeglückern oder bürokratischen Apparaten verwirklicht werden. Im Kampf gegen Kapital und Ausbeuterstaaten entstehen jene Organe einer alternativen Demokratie und umfassenden Selbstverwaltung, die berufen sind, an die Stelle des alten Staatsapparats zu treten. Ein instrumentelles Verhältnis zu Menschen und Bewegungen lehnen wir ab. Der Aufbau der Organisation ist für uns Teil eines gemeinsamen Lernprozesses aller Beteiligten in den Bewegungen. Eine revolutionäre Organisation muss die Selbstorganisation von unten fördern und darf nicht zum Hindernis für sie werden. Die Organisation soll ihren Mitgliedern politische Selbstentfaltung, theoretische Weiterbildung und die Teilnahme an strategischen und programmatischen Debatten ermöglichen.
Wir beziehen uns auf die internationale Bewegung gegen die kapitalistische Globalisierung. Sie ist Teil eines „neuen Internationalismus“ von sozialen Bewegungen, wie er unter anderem mit den Weltsozialforen, mit den kontinentalen Sozialforen, mit den Protesten gegen die Gipfeltreffen der herrschenden Regierungen und gegen die Kriegstreiber von der Nato in Erscheinung tritt. Wir sind für einen konsequenten Internationalismus, der die Idee der Internationale auch auf der politischen Ebene wieder belebt und sich den Aufbau sozialistischer Organisationen nur als zugleich auf die jeweiligen Staaten bezogenen und als internationalen Prozess vorstellen kann. Die isl ist deshalb Teil der IV. Internationale, die seit vielen Jahrzehnten für diese Ziele eintritt.
Wir wollen gemeinsames Handeln und vorurteilslosen politischen Dialog mit allen anderen Teilen der antikapitalistischen Linken. Seit der weltgeschichtlichen Zäsur 1989/90 steht ein grundlegender Neuformierungsprozess der Linken an – mit Fortschritten, Rückschlägen und neuen Anläufen. Vor dem Hintergrund von Mobilisierungen gegen die neoliberalen Angriffe sind in vielen Ländern neue politische Formationen der Linken entstanden. Die isl und Organisationen der Vierten Internationale sind daran beteiligt und werben für ihre Unterstützung und Weiterentwicklung. In einer möglichen neuen revolutionären Kraft der Zukunft werden wahrscheinlich viele mitmachen, deren Ausgangspunkt kein revolutionär-marxistisches Selbstverständnis ist. Wir sind für eine Pluralität linker Strömungen, für eine antikapitalistische Politik und für die solidarische Auseinandersetzung über strittige Fragen. Die Grundlage für gemeinsames Handeln liegt in der Notwendigkeit radikaler konkreter politischer Zielsetzungen, ohne die eine Veränderung der Verhältnisse nicht erreicht werden kann. Solidarische Lösungen gegen die Herrschenden entwickeln eine systemsprengende Dynamik, wenn sie von Massenbewegungen getragen werden. Der Bruch mit der alten Ordnung erwächst aus den Bewegungen mit emanzipatorischem Potential.
Im Gegensatz zu den bürokratischen und stalinistischen Zerrbildern des Sozialismus wollen wir im Ergebnis einer revolutionären Umwälzung die demokratischen Rechte auf die wirtschaftlichen Entscheidungen ausdehnen und für alle nutzbar machen. Dazu gehört die Pluralität der Parteien und Meinungen, dazu gehört radikal verkürzte Arbeitszeit ebenso wie Existenzsicherheit und die Entwicklung solidarischer Beziehungen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Dazu gehören die Kämpfe gegen das Patriarchat, gegen den Rassismus und gegen die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen. Dazu gehört der Kampf gegen die Privatisierung öffentlicher Dienste und dafür, dass die wirtschaftliche Macht der bürgerlichen Klasse der Kapitaleigentümer durch Vergesellschaftung der großen Produktionsmittel, Banken und Versicherungen gebrochen wird.
Immer wieder haben sich Parteien der Linken, die mit kämpferischen Bewegungen verbunden waren und große Hoffnungen auf sich zogen, an die bestehenden Verhältnisse angepasst und Mitverantwortung für neoliberale Politik im Interesse der Großkonzerne und des Finanzkapitals übernommen; aus sozialistischer Sicht waren sie damit verloren. Solche Beispiele unterstreichen jedoch die Notwendigkeit, den Millionen wirkliche Entscheidungsbefugnisse gegen die Milliardäre und Multimillionäre in die Hand zu geben. Sie unterstreichen die Notwendigkeit umfassender innerparteilicher Demokratie. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, Amts- und Mandatsträger ständiger Kritik und Kontrolle aller Mitglieder auszusetzen. Abwiegler und Karrieristen werden sich immer durchsetzen, wenn nicht radikale Kämpfe für Selbstbefreiung und Selbstorganisation entwickelt werden.
Wenn diese Zielsetzungen konsequent verfolgt werden, ergibt sich fast zwangsläufig die im Namen der isl wiedergegebene Perspektive: internationalistisch – sozialistisch – links.
Kontakt zur isl
Postanschrift: isl, Regentenstr. 57–59, 51063 Köln
E-Mail: isl [at] islinke [dot] de
Website: http://www.islinke.de/